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Tu-154 Absturz - Maschine bekam keine Höhe

Sonntag, 25. Dezember 2016 , von Freeman-Fortsetzung um 15:00

Ein Grossaufgebot an Schiffen und Tauchern suchen nach Überlebenden des Absturzes einer russischen Militärmaschine vom Typ Tu-154, die Sonntag früh um 05:25 Uhr Lokalzeit vom Flughafen Adler bei Sotschi in Richtung Syrien gestartet war und ins Schwarze Meer gestürzt ist. An Bord waren 84 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder. Bei den meisten Passagieren handelte es sich um Mitglieder des Alexandrow Ensemble, die von Moskau zur Hmeymin Luftwaffenbasis wegen eines Neujahrskonzert für die Soldaten unterwegs waren. Neuen Journalisten flogen auch mit. Die Absturzstelle befindet sich nur 1,5 Kilometer von der Küste entfernt. Bis 17:00 Uhr Lokalzeit, als die Dunkelheit einsetzte, wurden 10 Leichen aus dem Meer geborgen.





Mehr als 3'000 Helfer sind an der Bergungsaktion beteiligt, einschliesslich Taucher, denn das Wrack der Maschine liegt in 50 Meter Tiefe, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. "27 Schiffe, 37 Taucher, 4 Helikopter und ferngesteuerte Unterwasserroboter sind an der Aktion beteiligt. Weitere 100 Tiefseetaucher mit Spezialgeräten werden an der Absturzstelle bald ankommen", sagte das Ministerium.

Laut Behörden konnte die Maschine nach dem Start nicht genug Höhe erreichen, machte eine Kehrtwende zurück zum Flughafen und stürzte dabei ins Meer.



Ich bin schon mindestens 20 Mal aus diesem Flughafen rein und raus geflogen, deshalb kennen ich die Lage sehr gut und kann euch die Besonderheiten der Start und Landung erklären.

Der Flughafen liegt in der Ortschaft Adler, etwa 12 Kilometer von der Stadt Sotschi entfernt, 2 Kilometer inland von der Küste. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Olympiagelände mit den Stadien, die für die Winterolympiade 2014 errichtet wurden. Im Hintergrund liegen die Ausläufer des Kaukasus und zwischen den Bergen, die ca, 2'300 Meter hoch sind, liegt der Wintersportort Krasnaya Polyana mit den Skipisten, Leupen, Bobbahn und Sprungschanze.

In der folgenden Luftaufnahme sieht man im Vordergrund das Meer und die Küste, dann in der Bildmitte das Olypiagelände, ganz links den Flughafen und hinten die schneebedeckten Berge.



Das besondere am Flughafen Adler ist, die Maschinen können nur in einer Richtung landen und starten. Also nur übers Meer anfliegen und übers Meer abheben. Das ist sehr ungewöhnlich, denn fast immer kann man in beiden Richtungen starten und landen, je nach Windrichtung.

Das heisst, Flugzeuge müssen in Adler auch manchmal mit dem Wind starten, was sie sonst niemals tun. Man landet gegen den Wind und startet gegen den Wind. So hat man mehr Auftrieb. In Adler ist das nicht möglich, weil die Berge im Weg sind.



Auf dem Foto der Landebahn sieht man, nur eine Seite hat die schwarzen Gummispuren wegen der Landung, weil man nur vom Meer her kommend landen kann und nur zum Meer startet, egal aus welche Richtung der Wind bläst.

Wenn also die Maschine laut ersten Berichten nach dem Start in Richtung Meer nicht genug Luftgeschwindigkeit erreichte und damit nach dem Abheben nicht genug Höhe, weil zum Beispiel ein starker Rückenwind herrschte, dann erklärt das möglicherweise den Absturz.

Bei einem Flugzeug ist nicht die Geschwindigkeit über Boden für den Auftrieb wichtig sondern durch die Luft. Wenn zum Beispiel ein Flugzeug mit 200 km/h über die Rollbahn düst und es 30km/h Gegenwind gibt, dann ist die Geschwindigkeit durch die Luft 230 km/h. Umgekehrt bei 30 km/h Rückenwind nur 170 km/h.

Es können auch nach dem Start die drei Triebwerke ausgefallen sein und deshalb erreichte die Maschine nicht genug Steiggeschwindigkeit und Höhe. Das würde die Kehrtwende erklären. Die Piloten versuchten wieder zurück zur Landebahn zu kommen, was sie aber nicht schafften.

Treibstoffmangel kann es eher nicht sein, weil die Maschine extra in Adler zum Auftanken gelandet ist, um dann non-stop nach Syrien zu fliegen.

Es kann ein "bird strike" gewesen sein, also Seemöwen sind in die Triebwerke geraten, so wie beim bekannten Absturz von US-Airways-Flug 1549 im Jahre 2009, wobei beide Turbinen ausfielen und der Pilot mit dem Airbus 320-214 im Hudson River eine Notwasserung durchführte.

Was auch sein kann und schon zu Abstürzen geführt hat, die Vorflügel und Flaps waren nicht ausgefahren oder wurden zu früh eingefahren. Dadurch kann die Maschine ebenfalls zu wenig Auftrieb gehabt haben und kam ins Trudeln.

Es gibt also mehrere Möglichkeiten, was genau den Absturz verursachte. Was auf einen Notall an Bord und technische Ursache hindeutet ist jedenfalls die Umkehr zurück zum Flughafen.

Wie immer werden wir mehr wissen, wenn die Aufnahme des Funkverkehrs analysiert wurde und nach der Bergung der Blackboxen was die Datenauswertung sagt.

Viktor Ozerow, Vorsitzender des Verteidigungsausschuss der Duma sagte, er "schliesse völlig aus", es handle sich um Terrorismus, denn das Flugzeug wurde vom Militär gewartet und betrieben.

Auch hier mein herzliches Beileid an die vielen Hinterbliebenen der 64 Mitglieder des Armeechors und des Leiters Valery Khalilow. So wie es aussieht wird es leider keine Überlebenden geben. Maksim Sokolow, der Chef des russischen Transportministeriums, sagte am Abend: "Leider sind keine Überlebenden bisher gefunden worden."

Ein Sänger hatte Glück. Da sein Pass im Juli abgelaufen war, wurde Roman Valutow 29 am Gate beim Einsteingen nicht an Bord gelassen.

insgesamt 10 Kommentare:

  1. Das dritte Unglück das Russland in kurzer Zeit trifft
    Erst der Pilot dann der Botschafter jetzt dieses schwere Unglück
    Mein Beileid den Angehörigen der getöteten sowie der russischen Regierung und dem russischen Volk

  1. Unknown sagt:

    Mein aufrichtiges Mitgefühl und Beileid denn Hinterbliebenen!
    Du hast die möglichen Umstände des Absturz gut beschrieben Freeman. Ich möchte noch die Möglichkeit von 'negative wind shear' also scherwinden aufmerksam machen. Diese sind besonders bei Plätzen wir diesem keine Seltenheit, durch die von Dir bereits beschrieben Begebenheiten. Im Moment des Abflugs, ist die kritischste Phase des Fluges (niedrige Höhe und Geschwindigkeit).
    Einen Anschlag und/oder Abschuss, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

  1. InformU sagt:

    Hallo Freeman,

    ich kenne den Flughafen wohl sogar noch besser als du, aber du hast Recht. Ich denke, dass es ein Fehler des Piloten war.

    Wir können uns ja mal in Sotchi treffen - oder in Moskau.

    Gruß

  1. Skeptiker sagt:

    Ich erinnere mich an Flüge mit diesem Flugzeugtyp TU-!54 in den 1970er Jahren, auch von und nach Sotschi. Damals war mir die für diese Zeit hohe Steiggeschwindigkeit dieses Typs aufgefallen. Richtig ist, dass der Anflug und der Start in Adler nur über das Meer geschehen können. Ich weiß noch, dass nach der ersten Startphase eine Kehre geflogen wurde und anschließend der Kaukasus überflogen wurde. Der Pilot hatte mehr als 3000 Flugstunden und dürfte mit den Besonderheiten dieses Flughafens vertraut gewesen sein. Das Flugzeug hat 3 Triebwerke,deren gleichzeitiger Ausfall doch eher nicht wahrscheinlich ist. Ein Vogelschwarm wäre sicher die einzige vernünftige Erklärung dafür. Hoffentlich bestätigen die Untersuchungen einen Flugunfall. Ich könnte mir aber auch Sabotage vorstellen, wo ich die Drahtzieher in Kiew vermuten würde. Aber das ist Spekulation.
    Mein tiefes Mitgefühl den Hinterbliebenen und dem ganzen Volk.

  1. Unknown sagt:

    Mein tiefes Mitgefühl für die Hinterbliebenden.

    Das es Sabotage oder ein Terroranschlag gewesen ist kann man nicht 100% ausschließen. Aber dennoch glaube ich das es ein Material- oder Pilotenfehler gewesen ist.

    Ich gucke des öfteren in Dokus wie Ermittler Flugzeugabstürze untersuchen. Da fällt in der Tat auf, dass gerade bei ältere Maschinen die Absturzursache einen Materialfehler oder schlechte Wartung oder unsachgemäße Reparaturen gewesen sind.

  1. Unknown sagt:

    in den Mainstream News Radio) kam gerade:

    Wegen Spritmangel abgestürzt.???

    Haben die in Sotschi Luft getankt?

    Tom

  1. Es ist die Frage gestellt worden, warum es keinen Funkspruch aus dem Cockpit gab? Selber Pilot kann ich euch sagen, im Notfall steht das Absetzen einer Meldung an letzter Stelle in der Checkliste. Es wird immer zuerst versucht die Maschine unter Kontrolle zu bringen und dann eine Notlandung vorzunehmen. Mit dem Boden kommunizieren bringt nichts, denn die können eh nicht helfen und es vergeudet kostbare Zeit. Pilot: "Wir haben einen Notfall, alle Triebwerke ausgefallen!" Tower: "Ach was ... na dann viel Glück!"

  1. René W. sagt:

    Moin, Wind kann es eigentlich nicht gewesen sein. An diesem Morgen war schwacher Wind aus OSO 4-8 kn.

  1. Ketzer sagt:

    @tom
    Verwechselst du nicht was?
    Der Flieger mit der brasilianischen Fussballmannschaft ist doch wegen Spritmangel abgestürzt.

  1. Josef Freund sagt:

    Auf Youtube, israeli news live von Steven Ben Noon, wird die Möglichkeit einer radio-elektrischen Attacke ausgehen von einem französischen Kriegsschiff besprochen.