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Sind die neuesten US-Arbeitsmarktzahlen positiv oder negativ?

Freitag, 4. Februar 2011 , von Freeman-Fortsetzung um 17:00

Washington hat die Arbeitsmarktzahlen für Januar veröffentlicht. Je nach dem welche Zeitung man liest, sagen die einen die Zahlen sind positiv und andere sie wären negativ. So verkündet der schweizer Tagesanzeiger die Schlagzeile „Endlich eine gute Nachricht vom Arbeitsmarkt in den USA“ und der britische Guardian aber „US-Arbeitsmarktzahlen enttäuschen“. Was stimmt denn nun? Es kann ja nicht beides richtig sein. Daran sieht man wie die Medien Fakten in die eine oder andere Richtung verdrehen. Wer seine Nachrichten nur aus einer Quelle bezieht, wird völlig falsch informiert.

Wenn ich eine Nachricht die mich interessiert in einer Zeitung lese, dann prüfe ich meistens wie andere Medien darüber berichten, um zu vergleichen und ein ausgewogenes Bild zu bekommen. Die Verkündung der Arbeitsmarktzahlen für Januar durch das Arbeitsministerium ist so ein Fall, denn das sagt viel über die Wirtschaftssituation in den USA aus. Geht es weiter bergab oder erholt sich diese? Wenn ich dann auf völlig unterschiedliche Interpretationen komme, die diametral auseinanderliegen, dann werde ich stutzig. Warum beurteilt eine Zeitung sie positiv und die andere sie negativ? Da stimmt doch was nicht.

Diese unterschiedliche Beurteilung sagt auch viel über die Zeitung selber aus. Wem kann man bei anderen Meldungen noch trauen? Der Verdacht liegt nahe, eine Seite berichtet sehr tendenziös und verbreitet Propaganda. In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte Leitmedien die „seriös“ sind, der Tagesanzeiger für die Schweiz und der Guardian für Grossbritannien. Ich vergleiche also gleichgrosse Zeitungen und sehe wie sie unterschiedlich berichten.

Der Tagesanzeiger schreibt zum Beispiel im Einleitungssatz: „Die Arbeitslosenquote in den USA ist erneut deutlich gefallen. Sie ging im Januar von 9,4 auf 9,0 Prozent zurück, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Das sei der niedrigste Stand seit April 2009.

Der Guardian schreibt aber als erstes: „Die stotternde Erholung der US-Wirtschaft geht weiter, nach dem die Beschäftigung lustlos auf 36'000 im Januar gestiegen ist, weit unter der Erwartung von 145'000 für den Monat.

Wenn ich ein Leser des Tageanzeiger bin, bekomme ich einen positiven Eindruck über die US-Wirtschaft. Wenn ich den Guardian lese eher einen negativen. Was ist da passiert?

Der Tagesanzeiger hat aus den Zahlen die rausgepikt die positiv ist, also die Arbeitslosenquote, und diese für ihre Schlagzeile genommen, es gehe endlich Aufwärts. Der Guardian hat die Zahl der neu geschaffenen Stellen genommen und sie sind weit unter Erwartung, deshalb ihre Schlagzeile mit der Enttäuschung. Welche Meldung sagt aber in welche Richtung die US-Wirtschaft wirklich geht?

Die offizielle Arbeitslosenquote ist eine Zahl die grundsätzlich von vielen Arbeitsmarktexperten sehr angezweifelt wird. Es ist bekannt, wie alle Regierungen diese mit Tricks manipuliert und künstlich niedrig hält, um gut auszusehen. Ein Rückgang von 9,4 auf 9,0 Prozent muss keine Verbesserung darstellen, denn das kann andere Gründe haben. So ist wahrscheinlich, das Langzeitarbeitslose deren Bezugsdauer abgelaufen ist, vermehrt aus der Statistik einfach rausgefallen sind.

Der Begriff "Arbeitslosenquote" ist sowieso völlig falsch. Richtig wäre die Bezeichnung „Zahl der Berechtigten für Arbeitslosengeld“, was ganz etwas anders ist. Arbeitslos sind viel mehr Menschen, nur sie haben kein Recht auf eine Arbeitslosenentschädigung. Laut John Williams, ein Experte für die Analyse von Statistiken der US-Behörden, liegt die echte Zahl der Arbeitssuchenden in den USA bei 22 Prozent! Auf seiner Seite „Shadow Government Statistics“ zeigt und erklärt er diese viel höhere und realistischere Zahl.

Deshalb kann man die leichte Absenkung der Arbeitslosenquote um 0,4 Prozent nicht als eine gute Nachricht verkünden, so wie der Tagesanzeiger es macht. Das ist ganz klar eine falsche Interpretation. Sie stellen etwas besser dar als es ist und für mich Desinformation.

Die Zahl der neu geschaffenen Stellen ist da ein viel besserer Indikator, denn die wird nicht manipuliert. Wenn nur 36'000 dazu gekommen sind, aber 145'000 erwartet wurden, dann ist das kein gutes Zeichen und tatsächlich sehr enttäuschend. Wichtig bei einer Beurteilung der US-Wirtschaft und ob sie wieder wächst, sind die neuen Arbeitsplätze und nicht die Arbeitslosenquote. Die USA benötigen dringend neue Stellen, damit es aufwärts geht.

Sogar Fed-Chef Ben Bernanke warnte am Mittwoch, die Wirtschaft wäre immer noch in einem "tiefen Loch" und er sagte weiter, "bis wir eine anhaltende Periode der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen haben, können wir nicht von einer Erholung reden."

Deshalb komm ich zum Schluss, wie der Guardian die neuen Arbeitsmarktdaten für Amerika beurteilt ist realistisch und richtig. Eine Erholung ist das nicht, bestenfalls eine Stagnation. Der Tagesanzeiger zeigt ein völlig falsches Bild.

Aber das bestätigt nur meine Erfahrung mit anderen Meldungen, die diese Zeitung gebracht hat, über die ich nur den Kopf schütteln kann. Für mich hat sich der „Tagi“ in letzter Zeit in seiner Berichterstattung erheblich verschlechtert und man kann ihn nicht mehr ernst nehmen. Beim Tamedia Konzern, welche die Zeitung betreibt, steht der Profit vor Qualität. Sie haben viele Vollzeitstellen gestrichen, um die Taschen der Aktionäre zu füllen. Kein Wunder bleibt dann guter Journalismus auf der Strecke. Sie werden die Quittung dafür bekommen, wenn ihnen die Leser davonlaufen.

insgesamt 6 Kommentare:

  1. Anonym sagt:

    Die Arbeitslosenquote liegt nach Angaben von Rodney Shakespeare, einem angesehenen britischen Professor für 'binary economics' bei weit über 20% in den USA. Viele junge Amerikaner, die keine Arbeit finden und quer durch die Staaten reisen, um welche zu finden, landen oft bei der US Army. Ein Whistleblower, ein US-Soldat, schreibt in seinen Aufzeichnungen, dass er dort hinging, weil er keine Arbeit fand und zweitens, weil man ihm versprach, er würde an seinem Heimatort stationiert werden, wo er in der Nähe seiner Freundin sein konnte, und käme nicht in Kriegsgebiete. Bis man ihn hatte und ihn in die Kriegsgebiete schickte, ohne dass er noch etwas dagegen tun konnte, nachdem er unterschrieben hatte. So fängt man sich die Verzweifelten, brutalisiert sie und lässt sie für die amerikanische Freiheit töten.

    Wenn sie dann als Veteranen, häufig traumatisiert, zurückkommen, kümmert sich keine mehr um sie und sie finden erst recht keine Arbeit, auch und gerade weil sie in der Army waren und tausend psychische Probleme haben.

  1. Flo sagt:

    Ja @ Xabar so reagiert ein kapitalistisches System!!!

    Es nimmt sich was es braucht durch korrumpierte Geizhälse und Kurzsichtige...sobald etwas anderes benötigt wird wird sich das auch genommen...niemand kräht nach denjenigen deren Studiumsrichtung nichtmehr akzepiert wird, niemand kräht nach denen die dutzende Vorlesungen in Modulen besucht haben die man anschließend nicht beenden kann, niemanden interssieren die Übriggebliebenen - denn ein System zeichnet sich durch Dynamik aus - es gibt immer "upps" und "downs"!!!

    Selbst die "upps" und auch die "downs" werden strategisch genutzt und herbeigeführt um Gewinne zu maximieren und die Grundpfeiler für zukünftige Entwicklungen zu legen!

    Erst vorhin schonwieder stellte ich fest, daß die EU vor hat (das wußte ichs chon vorher aber nicht so vordergründlich) Gehälter und Sozialsysteme anzugleichen, Pensionssysteme usw.

    ...ich weiß ja nicht wo die hinwollen mit dieser EU aber für mich ist das alles shice der Sondergüte...

    ...ich hoffe daß ich es mir bei Zeiten leisten kann shice Europa zu verlassen...zumindest die Städte meiden zu können...ich denke daß es egal wo kein gutes Ende nehmen wird mit, in und rund um diese EU...

    schönes WE Euch!

    ;)

  1. drdre sagt:

    @xabar.. völlig richtig. Schlimm ist, dass viele Amerikaner durch den Bankencrash ihr Haus verloren haben und in Zelten vegitieren müssen. Meistens noch mit ihren Kindern. Oder im Auto schlafen..
    Und dies in einem Land wo es viele Reiche und Superreiche und unvorstellbaren Luxus gibt. Ein Land das jedes Jahr Mrd. für Kriege und Rüstung übrig hat. Zum Wohle einiger weniger Konzerne wie z.B. BP und Halliburton.
    Auch solche "Sicherheitsfirmen" wie Blackwater verdienen sich dumm und dusselig.

  1. Anonym sagt:

    @drdre

    "Auch solche 'Sicherheitsfirmen' wie Blackwater verdienen sich dumm und dusselig."

    Ja, und besonders nach 9/11!

    Erik Princes 'Blackwater' (inzwischen in XE umbenannt) war einer der Hauptprofiteure der Anschläge.

    Dazu der Journalist Jeremy Scahill:

    "Fast unmittelbar nach den Anschlägen auf zwei der berühmtesten Gebäude der USA wurden Planungen zur Privatisierung und Kriegsführung auf den Weg gebracht, die viele der Leute, die erst vor knapp einem Jahr ins Weiße Haus eingezogen waren, schon lange verfolgt hatten. Präsident Bush's Armeeminister Thomas White, zuvor Manager bei Enron, beaufsichtigte die rasche Umsetzung der Privatisierungsvorhaben, die Dick Cheney ein Jahrzehnt zuvor ausgearbeitet hatte."

    Der 11. September beschleunigte die Umsetzung dieser Pläne und noch Ende September 2001, knapp drei Wochen nach den Anschlägen, schloss Blackwater mit dem FBI "Verträge im Wert von mindestens 610.000 Dollar ab".

    Das ganz große Geld für Blackwater und andere 'Sicherheitsfirmen' kam dann durch den Afghanistan- und den Irak-Krieg.

    (Quelle: Jeremy Scahill, 'Blackwater. Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt.', S. 74/5).

  1. drdre sagt:

    @xabar... korrekt. die Umbenennung von Blackwater war nötig, da einige Mitglieder im Irak aufgefallen waren, die "aus Spass" mit viel Gelächter auf zivile Autos und Personen schossen,(war bei Utube zu sehen), sowie auch durch mehrfache Vergewaltigungen aufgefallen waren. Diese wurden aber nicht zur Rechenschaft gezogen. Warum auch. Es war ja Krieg. Und man gehörte ja zu den Guten..

  1. Ella sagt:

    Die neuesten und alle bisherigen Arbeitsmarktzahlen sind zurechtgebogen und manipuliert wie immer, damit haben die Amis ja Erfahrung siehe AAA+ Rating und dergleichen.
    Ich denke die wahre Arbeitslosigkeitszahlen sind etwa zwischen 22% und 25%.

    Nur 99 Wochen hoechstens erhalten Arbeitslose Unterstuetzung . Diese Unterstuetzung beschraenkt sich auf den reinen Lebensunterhalt und beinhaltet keine Krankenversicherung, Social security und aehnliches.
    Nach dieser Zeit gibts gar nichts mehr.

    Diese Leute fallen dann, genauso aus der Statistik heraus, wie die jenigen, die aufgegeben haben sich arbeitsuchend zu melden.

    Auch wie die Jobs gezaehlt werden ist ein Witz, jeder der auch nur ein wenig pro Woche arbeitet gegen Entgelt und sei es Schneeschippen oder Rasen maehen wird als arbeitend gezaehlt.

    Hier im County sind die Zahlen so um die 10% bis 11% offiziell.
    Doch schaut man sich die "armen" Gestalten an, die zu United Way oder Salvationarmy kommen oder sich eine Tuete Chips und sonst nichts bei Chinamart kaufen, spricht dass eine andere Sprache.

    Charity wird grossgeschrieben, in der Gegend in der ich lebe. Gaebe es nicht soviele Veteranenvereine, Altenclubs, Civic assossiations z.B. Italian/American und Nachbarschaftsvereine und der gleichen die Mitglieder un Nchtmitglieder mit billigem Fruehstueck und Mittagessen versorgen, wuerden noch viel mehr Leute z.B. Rentner nicht wissen, wie sie mit ihrem mageren Einkommen ueber den Monat kommen sollten.

    Alle Kirchen hier in der Stadt haben sich zu einem Essenprogramm zusammengeschlossen, dass sich Dollar dinner nennt und es steht in der zeitung welche Kirche an welchem Wochenende mit den Dollardinners dran ist.
    Gelegentlich werden auch Dinner oder Lunches fuer bestimmte Personenkreise ganz umsonst angeboten.

    Dazu gibt es Heizungshilfen und Foodpantries.

    Natuerlich treibt die hohe Arbeitslosigkeit, aber auch die hohen Collegekosten( Durchscnitt so um die 30.000$) viele Amerikaner in die Armee und die National Guard.

    Die Rekruter haben keine Probleme ihr jaehrliches Soll zu erfuellen, wass Anmeldungen betrifft, jedoch stand vor kurzem in der Zeitung, dass ein Viertel aller Highschoolabgaenger die Anforderungen des schriftlichen Militaertests nicht schafft, ganz zu schweigen von den koerperlichen
    Anforderungen, da immer mehr
    Jugendl. und junge Erwachsene uebergewichtig sind.

    Was die privaten SoeldnerArmeen betrifft bleibt anzumerken, dass sich in diesen auch viele Auslander ca. ein Viertel, habe ich gelesen, befinden, denn man muss kein US Buerger sein um sich da zu bewerbeln.
    Das selbe gilt fuer die US- Armee, es gibt viele Suedamerikaner, Osteuropaer und Afrikaner in dem Laden, nicht zuletzt deswegen, da sie dadurch leichter die US Staatsbuergerschaft erwerben koennen und hoffen so ein besseres Leben, als in ihren Ursprungslaendern zu haben.

    Ach ja und zur Zeit sollen sich in Afghansistan mehr private Soeldner XE/Blackwater als US Soldaten befinden, das war im Irak auch
    so.

    @Dr.Dre:
    Die Blackwater Soeldner stehen nicht unter
    US Militaerrecht,agieren quasi rechtsfrei. Ihr Arbeitgeber wird sie nicht zur Verantwortung fuer ihre Verbrechen ziehen.
    Die US. Armee kann es nicht, da sie nicht unter ihre Gerichtsbarkeit fallen, wenn dann eigentlich nur dass Land in dem sie ihre Untaten verueben.
    Sie werden auch manchmal mit US Soldaten verwechselt, da sie ja aehnliche Schutzkleidung und Waffen tragen.

    Ich denke, dass sie eigentlich Freischaerler sind z.B. Kriegsgefangenenrecht (das sind eigentl. auch die bundesdeutschen Soldaten, der BRD Gmbh).